Presseberichte

Badische Zeitung vom Montag, 23. Mai 2005

Träume höchst plakativ inszeniert

  
Ausstellung in der Villa Berberich mit Bildern von Jean-Pierre Giacobazzi am Sonntag mit deutsch-französischem Fest eröffnet

Von unserer Mitarbeiterin
Roswitha Frey

   

Fotorealistisch und plakativ sind die Ölbilder des französischen Malers Jean-Pierre Giacobazzi
BAD SÄCKINGEN. Von Mao bis Mickymaus, von Mona Lisa bis Marilyn Monroe: Zahlreiche Figuren und Symbole der Zeit- und Kulturgeschichte finden sich in den großformatigen Ölbildern des französischen Malers Jean-Pierre Giacobazzi. Die Ausstellung des Künstlers aus Toulon, die der Kunstverein Hochrhein und der Freundeskreis Sanary-sur-Mer gemeinsam ausrichten, wurde am Sonntag in der Bad Säckinger Villa Berberich mit einem deutsch-französischen Fest eröffnet.

Der fotorealistische Stil, die plakative Bildsprache und die perfekte Malweise von Giacobazzi springen sofort ins Auge. Der vollbärtige Maler mit italienischen Vorfahren hat einen ganz eigenen Stil, mischt gern verschiedene Bildelemente, kombiniert Fotorealismus mit Anklängen von Pop Art und Surrealem. „Der Betrachter braucht keinen Übersetzer für den Bildinhalt“, sagte Margit Kugler vom Kunstverein in ihrer Einführung. Es seien die Menschen und ihre Schicksale und generell die Fragen der Menschheit, die den Künstler interessierten: „Giacobazzi zeigt uns Menschen, die lieben, hoffen, arbeiten, kommen und gehen, Träume und Hoffnungen, die jeder in seinem Inneren hat“. Viele seiner Sujets stammen aus dem Themenkreis der Emigration. Man sieht oft Emigranten auf den Bildern, Schiffe, Paare der Jahrhundertwende, die Freiheitsstatue als Symbol für den amerikanischen Traum und die Sehnsucht nach der Neuen Welt, von der viele Auswanderer träumten. Sehr eindrücklich wirken diese Bilder der Auswanderer beim Ankommen in einer fremden Welt. Doch Giacobazzi hinterfragt in seiner deutlichen und plakativen Malsprache auch sehr kritisch diesen amerikanischen Traum von Freiheit, Wohlstand und Weltmacht. Immer wieder tauchen die signifikanten Symbole auf: Coca Cola, ein plakativer roter Kussmund, Stars and Stripes und Superman, der mit geballter Faust einer nackten Blondine imponieren will, dann die Stars und Ikonen der 50er- und 60er- Jahre, von Elvis bis James Dean, vonMarilyn Monroe bis John F. Kennedy. Puzzleartig setzt Giacobazzi diese Porträts mit anderen Bildern der Vergangenheit wie zu einem Mosaik zusammen. Die erste Vespa, das erste Auto, der erste Astronaut, Che Guevara, eine Filmszene aus „La Dolce Vita“, der Ost-West-Konflikt: Schlaglichtartig erzählt der Maler hier Geschichten aus der Vergangenheit,Erinnerungen an frühere Jahrzehnte.

Einmal kombiniert er ein Frauenporträt von Gauguin, ein Interieur mit einer Tasse Kaffee und den Blick auf das Meer und ein Segelschiff: ein Bild, das viele Geschichten erzählt. In anderen Arbeiten greift er auch die Rolle der Frau auf. Man entdeckt verschiedenste Anspielungen und Geschichten in den Bildern Giacobazzis und kann immer neue Bezüge und Zusammenhänge herstellen. Vieles macht nachdenklich, wie die Bilder von Indianern zwischen Freiheitsstatue, Western-Klischee und Konsumwelt oder das eindringliche Bild eines ausgemergelten Sträflings vor dem weinenden Auge der Freiheitsstatue. In solchen Bildern, in denen der Maler die Unterdrückung der Indianer, das Schicksal der Emigranten oder das Leid der Menschen unter dem Nazi-Regime thematisiert, stellt er auch die Frage, ob Menschen wirklich aus der Geschichte lernen. Also eine sehr interessante Ausstellung, die schon bei den zahlreichen Vernissagegästen viel Aufmerksamkeit fand.

Zu sehen bis 19. Juni, mittwochs von 18 bis 20, samstags von 14 bis 17, sonn- und feiertags von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.


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