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Zum Jubiläum der
Partnerschaft schon festlich geschmückt: das Hinweisschild der
Sanarystraße in Ba ...mehr |
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BAD SÄCKINGEN. Freundschaften wollen gepflegt sein, umso bewusster,
je größer die räumlichen Entfernungen zwischen den Partnern sind.
Diese Erkenntnis entkräftet jene Stimmen, die für eine Reduzierung der
zu runden und halbrunden Geburtstagen von Städtepartnerschaften
gefeierten Feste plädieren. Die deutsch-französische Freundschaft
zwischen Bad Säckingen und Sanary-sur-Mer, die nun schon mehr als 30
Jahre lang "hält", basiert vor allem auf persönlichen
Begegnungen: auf gewachsenen Beziehungen und immer wieder neuen
Kontakten.
Deshalb fahren am letzten Juni-Wochenende rund 150 Deutsche vom Fuß
des Schwarzwalds die mehr als 800 Kilometer zu den französischen
Freunden ans Mittelmeer. So wie die Säckinger integrieren auch die
Sanariens Jubiläumsfeiern gerne in lokale Ereignisse. Das Bad Säckinger
Brückenfest 2003 bildete einen glänzenden Rahmen für die
30-Jahr-Feier im vergangenen Jahr. Gleichzeitig wurde damals auch das
30-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Purkersdorf in Österreich
sowie das 20-jährige Bestehen der Partnerschaften mit Nagai in Japan
und Santeramo in Italien gefeiert. In Sanary-sur-Mer wird Ende Juni die
"größte Bouillabaisse der Welt" (verzeichnet im
Guinness-Buch der Rekorde) wird für die mediterrane Atmosphäre stehen,
in welcher das Jubiläum dort gefeiert wird.
Das allererste Fest im Jahr 1973 dauerte zehn Tage lang, weil
gleichzeitig die Freundschaft mit dem österreichischen Purkersdorf begründet
sowie das erste Brückenfest und das Eggbergrennen im Kalender standen.
Prägende Motivation für diese erste "Jumelage" war der Geist
der Pioniere der deutsch-französischen Versöhnung nach
jahrhundertelanger "Erbfeindschaft". Zum ersten Schritt
(genauer: Flug) in die anvisierte Partnerstadt entschlossen sich der
damalige baden-württembergische Wirtschaftsminister, der Säckinger Dr.
Rudolf Eberle, der frisch gekürte Bürgermeister Dr. Günther Nufer,
der Mediziner Dr. Reiner Baitsch und der Französisch-Lehrer Josef Haas.
Sie fanden Gleichgesinnte im Ferienort an der Côte d'Azur in Bürgermeister
Jean Brunel, in den Ehepaaren Mercier, Brondy, Pellessier und in Maître
Albert Adam. Ihnen und vielen anderen gelang es rasch, ihre Begeisterung
der breiten Öffentlichkeit in Sanary zu vermitteln. Neben Feuerwehr und
Stadtmusik nahmen in der Folge viele Vereine gegenseitig Kontakte auf,
die Senioren und die Wanderer wurden (bis heute) zu engen Freunden, Künstlergruppen
stellten in beiden Städten aus, und Jugendliche kamen zu Praktika in
die jeweilige Partnerstadt.
"Urgestein" aller Begegnungen ist der Schüleraustausch.
Dabei wie bei den meisten Kontakten gilt allerdings immer noch, was
schon 1983 der damalige Präsident des Comité de Jumelage, Lucien
Mercier, beobachtete: "Tout va bien (alles läuft gut) - aber
wesentlich mehr Säckinger kommen nach Sanary als umgekehrt." Bei
den französischen Jugendlichen hat sich in den vergangenen Jahren zudem
der Trend verstärkt, statt der schwierigen deutschen, die leichtere
spanische Sprache zu wählen.
Klar ist, dass die Motivation der Gründungsväter, die Versöhnung
der "Erbfeinde", heute kein Thema mehr ist. Vielmehr sind Städtefreundschaften
in unserer Zeit vom europäischen Gedanken geleitet. So werden die Säckinger
das große Fest in ihrer französischen Partnerstadt keineswegs
"unter sich", sondern in internationaler Gemeinschaft feiern:
mit Menschen aus dem polnischen Koscierzyna, Österreichern aus dem
vertrauten Purkersdorf und frisch "angeheirateten" Italienern
aus Luino. Internationale Sprachenvielfalt wird also Ende Juni an der
blumengeschmückten Uferstraße und in der Altstadt von Sanary zu hören
sein.
Um Säckingens französische Partnerstadt zu besuchen, braucht's aber
eigentlich kein großes Fest: Das Mittelmeer, der Duft von Herbes de
Provençe und die frischen Fischgerichten sowie die Gastfreundschaft der
Menschen laden sozusagen ganzjährig zu Besuchen in Sanary-sur-Mer ein.
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